Aalto Theater, Essen
18. März, 2007
Musikalische Leitung: Stefan Soltesz
Inszinierung: Dietrich Hilsdorf
Karine Babajanian (Leonora), Frank Porretta (Alvaro), Marcel Rosca (Der Marchese/Pater), Károly Szilágyi (Don Carlos), Nadia Kastreva (Preziosilla).
Wer sich eine einfallsreiche und visuell gelungene Forza Del Destino anschauen will, soll lieber in die Kölner Produktion gehen. Wer aber am Gesang interessiert ist, ist in Essen richtig.
Diese Inszinierung ist teatralisch völlig fad: klassich insziniert auf einer neutralen Bühne, wo man auch Le Nozze di Figaro oder die Lustige Witwe hätte machen können (was sage ich, läss man ein paar Zwerge da rumlaufen und schon hat man die Bühne für einen Ring!).
Die Bühne ist ausserdem die gleiche in allen vier Akten, ein sevillanischer marmor Palast. Sexuelle Referenzen und eine Abtreibung (?) schaffen keinen Bezug zur Handlung, und interessante Elemente wie die religiose Hintergrund oder die Besesenheit von Don Carlo werden ignoriert (nicht dass das Libretto von Piave ein Meisterwerk ist).
Puristen sollen wissen, dass die Ouvertüre zwischen den ersten und zweiten Akt verlegt worden ist, und dass die Rollen von dem Marqués de Calatrava und dem Pater Guardian zu einem verschmolzen sind.
Was Singen betrifft, war die Vorstellung ein Fest.
Leonora wird von der armenischen Sopranistin Karine Babajanian gespielt. Karine hat eine schöne volle Stimme und ist eine gute Schauspielerin, sehr hübsch dazu. Mit ihrer Stimme kann sie aber nicht ganz so gut schauspielen, sie bietet immer mehr oder weniger die gleichen Farben an. Ein paar Probleme hatte sie bei den tiefen Töne in "Son Giunta" aber man kann nicht alles haben... dafür hat sie geile Titten, was für die Augen.
Alvaro war Frank Porretta (was für ein Name!), der Held des Abends, er ist ein super Spinto-Tenor (er hat Turiddu in der MET vor kurzem gesungen). Frank war prächtig, auf einer konsistenten höhen Niveau, und nahm alle seinen Chancen zu glänzen wahr. Von ihm wird man mit Sicherheit vieles hören.
Marcel Rosca übernahm die Combo Calatrava/Pater Guardian. Er war wieder klasse, ich mag seine Stimme sehr. Er hat aber eine ziemlich triste Figur in Unterwäsche gemacht... Marcel gefällt mir besser mit Anzug, oder auf jeden Fall Kostüme, die nicht so sehr die Figur betonen!
Don Carlo wurde von Károly Szilágyi auch sehr packend gesungen, seine Duets mit Frank im dritten Akt waren traumhaft.
Nadia Kastreva machte was sie konnte mit der Preziosilla. Diese Rolle könnte man weg lassen, und keiner würde es merken. Sie war überzeugend vulgär und sang ihre Aria im dritten Akt ohne besonderer Charme (dieses "Rataplan" muss sowieso Verdi´s peinlichste Szene für Mezzo sein).
Alles in allem ein überdurchnittliche Vorstellung was Gesang betrifft, besonders wegen Mr. Porretta.
@Bühnenbildner: geben sie sich mehr Mühe beim nächsten Mal. Die Regenmaschine ist übrigens sehr laut!
@Essener Publikum: Leute, Soltesz ist kein Furtwängler!
1 Kommentar:
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